Zuordnung des Lagers Rollwald nach Sierian | ||||
Text aus der
Dokumentation von Heinz Sierian Achtung: Dieser Text stammt aus der Zeit vor der Arbeit des Fördervereins und gibt nicht mehr den letzten wissenschaftlichen Stand wieder! |
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Ein in „Faschismus“,
Renzo Vespignani, Elefantenpresse 1979 abgedrucktes Dokument F 321 des
französischen Büros des Informationsdienstes über Kriegsverbrechen, Nürnberg
1949 hat einen Anhang mit der Überschrift: Die Liste enthält für
Deutschland und die von Deutschland während des Krieges besetzt gewesenen
Gebiete mehr als 1 000 Orte, an denen sich Lager, Kommandos und Gefängnisse
befanden. Darunter befinden sich auch: |
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Name | wo gelegen? | Art des Lagers | ||
Dieburg | Hessen | Lager für Politische | ||
Nieder-Roden - Rollwald | Hessen | Lager für Politische | ||
Aber auch: (und das mag wegen der Namensidentität genannt sein): | ||||
Rollwald | Thüringen | Kommando von Buchenwald | ||
„Die neueren Auflagen der
Lagerverzeichnisse des Internationalen Suchdienstes in Arolsen enthalten
keine Angaben (gemeint ist über Nieder-Roden/Rollwald und Dieburg), weil
dem IST offensichtlich kein Material über eine Unterstellung des
Dieburger bzw. Nieder-Rodener Lagers unter den RFSS (gemeint ist: Reichsführer
SS) vorliegt“: 36) So hatte sich auch schon mit
einem direkten Antwortschreiben vom 25. Februar 1980 der Internationale
Suchdienst in Arolsen erklärt: . . . teilen Ihnen mit, dass
sich in Nieder-Roden das Außenkommando Lager II (genannt Rollwald) des
Strafgefangenenlagers Rodgau – Dieburg befand . . . Die
Strafgefangenenlager unterstanden dem Reichsjustizministerium und standen
somit in keinem Zusammenhang mit den Konzentrationslagern. 37) In Presseveröffentlichungen
des Jahres 1981 trat in Verbindung mit dem Lager Rollwald wiederholt die
Vokabel „Konzentrationslager“ auf. 38)
Ein damit in Zusammenhang stehender Leserbrief eines früheren
Rollwald-Häftlings spricht davon, „. . . dass in Nieder-Roden ein KZ-Außenlager
bestand“: 39) Diese Behauptung ist nun ohne
Zweifel falsch, dagegen sprechen schon die bisher zitierten Quellen. Auch
die bereits behandelte Zeugenaussage des österreichischen Bibelforschers
(Seite 7 dieses Berichts) stellt fest: „der Lagerleiter war von der
Justiz eingesetzt“. 40) Dass im Lager Rollwald auch
politisch und religiös Verfolgte eingesessen haben, kann man einfach
unterstellen, selbst wenn keine Aussagen darüber vorhanden wären. Denn
es gehörte zu den Strafvollzugsmethoden der Nazis „Kriminelle“ und
„Politische“ zu mischen. Nur fehlt z.Zt. noch jeder Nachweis darüber,
in welchem Verhältnis diese Vermischung im Rollwald stattfand. Gegen das Etikett
„Konzentrationslager“ für den Rollwald spricht auch die Tatsache,
dass der Lagerleiter mit seinen (oder einem Teil seiner) Aufsichtsbeamten
das Gefangenenlager Rodgau II unter Kontrolle behielt, bis es die
Amerikaner übernahmen. Lagerleiter Stumpf: „Ich bin Leiter des Lagers
Rollwald bis zur Übergabe an die Amerikaner gewesen“. 41) Dieses Wachpersonal wäre
doch beim Herannahen der Amerikaner bestimmt nicht am Platze, d.h. im
Lager Rollwald verblieben, wenn sie die Funktion von
Konzentrationslager-Schergen gehabt hätten. Auch dass Geistliche beider
Konfessionen Zugang zum Rollwaldlager und den Häftlingen hatten, spricht
gegen dessen Einstufung als KZ. Darüber existiert ein Eintrag aus der
Zeit sowohl in der Pfarr-Chronik der katholischen Kirche in Nieder-Roden
als auch der evangelischen Kirche in Dudenhofen. In Dudenhofen erwähnt
der damals amtierende Geistliche „die seelsorgerische Versorgung des
Lagers Rollwald, das ich ja schon seit 1944, also in der
nationalsozialistischen Zeit zu versorgen hatte“. In der Chronik der
katholischen Kirche Nieder-Roden berichtete der Pfarrer sogar ausführlicher:
„Der Lagerleiter des Gefangenenlagers Rodgau zu Nieder-Roden bat um Ausübung
der Seelsorge. Am 20. August 1939 war ich etwa 14 Monate seit Bestand des
Lagers zum ersten Male Gottesdienst halten. Von 850 Kath. (800 Prot.)
erschienen freiwillig 122 Katholiken; dazu folgt dann
noch eine Bemerkung am Rand: „ 3. September = 137,17. September =
110“ (damit ist wohl die Beteiligung an den folgenden Gottesdiensten
gemeint.). Recht aufschlussreich ist
auch der Eintrag des katholischen Pfarrers zu Nieder-Roden in die
Pfarr-Chronik unter dem 29. März 1945: „Auch der Rollwald wird langsam
geleert. Zuerst werden die politischen Gefangenen entlassen, danach die
anderen nach ihren Straftaten behandelt.“ Diese letzte Bemerkung lässt
wohl den Schluss zu, dass die amerikanische Besatzungsmacht die Häftlinge
nicht einfach ohne Prüfung ihrer Straftaten in die Freiheit schickte. Die meisten Teilabschnitte
des Themas Lager Rollwald sind aus bereits genannten Gründen unvollständig
behandelt und bedürfen noch weiterer Nachforschungen. Da sich zum Abschnitt „Lagerfriedhof“ relativ aussagekräftiges Archivmaterial finden liess, ist dieser Punkt ziemlich weit untersucht. Es mögen die dazu gemachten Ausführungen vielleicht auch erklären, warum kein besonderer Anlass bestand, die Friedhofsanlage am ehemaligen Lager Rollwald zu erhalten. |
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Fußnoten: 36) Institut für Zeitgeschichte, Schreiben vom 27. Mai 198 37) Internationaler Suchdienst Arolsen, Schreiben vom 27. Mai 1981 38) Offenbach Post, 5. Februar 1981; „Ortsvorsteher zweifelt“ 39) Offenbach Post 17. Februar 1981; Leserbrief; „Wortklauberei um KZ“ 40) IZG, Signatur Zs 1909 sonst wie Fussnote 20 41) GA, Sign. 74, schriftliche Erklärung
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