Der Status des Lagers
 

Mit dem Zweck der historischen Aufarbeitung der Geschichte des Lagers Rollwald ging im Jahr 2000 der Förderverein an seine Arbeit.
Und das wusste oder vermutete man bei seiner Gründung über das Lager Rollwald (der folgender Text stammt noch aus der Zeit vor Gründung des Fördervereins!):


Bis heute ist nicht hinreichend geklärt, ob es sich in Rollwald um eine KZ-Außenstelle oder um ein Strafgefangenen-, Arbeits-, bzw. Arbeitserziehungslager gehandelt hat.

Als gesichert kann gelten, dass die Häftlinge Meliorations- und Siedlungsvorhaben ausführten und ab 1942 insbesondere als Arbeitskräfte in der Rüstungsindustrie eingesetzt wurden. Dies stützt die These, dass Rollwald ein reines Arbeitslager war, wenngleich sich auf alten Karteikarten der Aufdruck „Gefangenen-Lager" und „Strafge- fangenenlager Rodgau" findet.

Der Rollwald wurde abgeholzt Verschiedenen Quellen zufolge - darunter auch Augenzeugenberichten - sind Gefangene von Rollwald aus in Vernichtungslager abtransportiert worden. Neben der SS hielt sich auch die Wehrmacht am Lager schadlos: Erwiesenermaßen wurden etliche Gefangene gegen Ende des Krieges für den Dienst im sogenannten „Strafbataillon 999" übernommen und an die gefährlichen Abschnitte der Kriegsfront abkommandiert.Neben der Unklarheit über die „Einordnung" des Lagers herrscht Aufklärungsbedarf hinsichtlich der Haftgründe seiner Insassen.
 

 Vereinzelte Aktenstudien nach 1995 unterstreichen die Vermutung, dass die Flut von Straftätern auf die nationalsozialistische Rechtsauffassung zurückzuführen ist. Die Palette der sogenannten Vergehen reicht von „Abhören ausländischer Sender", „Heimtücke", „Horoskope erstellen", „Homosexualität" bis zu Straftaten, die auch nach heutigem Recht eine Haftstrafe rechtfertigen (Diebstahl, Raub).

Obwohl das Reichsministerium der Justiz 1938 verordnete, dass keine Fluchtverdächtigen und keine politischen Gefangenen nach Rodgau einzuliefern seien, finden sich doch vielerlei Hinweise auch auf wegen politischer Tätigkeit Verurteilte.

So sind bekanntermaßen mehrere spätere Kommunal-, Landes- und Bundesmandatsträger hier inhaftiert gewesen, möglicherweise auch Fritz Erler, der in den 60er Jahren Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bundestag und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD war.
[Anmerkung: inzwischen weiß man, dass Erler im Lager Rodgau I (Dieburg) inhaftiert war]