Franz Wohlfahrt(†) zu Gast beim Förderverein | ||
Als
ehemaliger Häftling des Lagers Rollwald berichtete er 2003 über seine Erfahrungen
und Erlebnisse im Lager
(†)Zu Anfang des Jahres 2010 haben wir die Nachricht erhalten, dass mit Franz Wohlfahrt einer der letzten Zeitzeugen und ehemaligen Häftlinge des Lagers Rollwald am 12. Dezember 2009 im 90. Lebensjahr verstorben ist. Er hatte bei einem Besuch am Dienstag, 16. September 2003 in
Nieder-Roden von den schlimmsten Jahren seines Lebens erzählt. Der
Österreicher Franz Wohlfahrt (zum Zeitpunkt des Besuchs 83 Jahre alt) war vier Jahre lang in dem
Strafgefangenenlager der Nationalsozialisten inhaftiert. Sein „Verbrechen":
Aus religiöser Überzeugung hatte er den Kriegsdienst verweigert und den
Hitlergruß abgelehnt, „weil das Heil nicht von einem Menschen ausgehen kann,
sondern nur vom Schöpfer". Franz Wohlfahrt konnte sogar noch einige Einzelheiten ergänzen, die für
die bisherige Forschung noch ein weißer Fleck gewesen waren. So erinnerte er
sich an einen Hauptwachturm am Eingang und vier Wachtürme an den Ecken des
Lagers. Die Auswertung der Lagepläne hatte widersprüchliche Angaben über die
Türme ergeben. Die Häftlingskleidung beschrieb der Zeitzeuge als grau mit eingenähten
Streifen. „Das konnte mir bisher in Nieder-Roden niemand sagen", sagte
Fördervereinsvorsitzender Josef Lach beeindruckt. |
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Franz
Wohlfahrt mit dem Vorsitzenden des Fördervereins Josef Lach |
Franz
Wohlfahrt und die Historikerin Dr. Heidi Fogel |
Als junger Mann war Franz Wohlfahrt in
seiner Heimat am Wörthersee zum Reichsarbeitsdienst eingezogen worden. Als
Malerlehrling hatte er bereits zuvor Schwierigkeiten bekommen, weil er sich
weigerte den Hitlergruß zu leisten. Für ihn, als Zeuge Jehovas, war das eine
Glaubenssache. Nach Rollwald kamen Franz Wohlfahrt und einige österreichische
Leidensgenossen 1941. „Zuerst war es ein bisserl schwierig die Sprache zu
verstehen", erzählt der 83-jährige. Die ersten drei Jahre war er wie
Hunderte anderer Häftlinge bei Entwässerungsarbeiten „im Moor" eingesetzt,
„wo uns bei der Arbeit die Füße verfault sind". Zu essen gab es Dörrgemüse,
in heißem Wasser ungenügend eingeweicht. Teilweise kam auch verdorbenes
Fleisch ins Essen. Die Folge waren Eiterbeulen am ganzen Körper. Den
Lagerarzt schildert Franz Wohlfahrt als zynischen Unmenschen, der seinen
Patienten mit Benzinabreibungen Schmerzen zufügte oder einen politischen
Häftling mit einem Skalpellschnitt zum Krüppel machte. Der neue Lagerkommandant Stumpf (etwa ab 1944) habe sich um ein bisschen Menschlichkeit bemüht, berichtet der Zeitzeuge. So wurde Wohlfahrt zu Malerarbeiten ins Kommandantenhaus und die beiden Erbhöfe in der Nähe des Lagers geschickt. Nur Gutes berichtet er auch von der Bevölkerung: „Wenn wir zur Arbeit gegangen sind, haben sie uns Brote oder Äpfel zugeworfen." Noch heute pflegt Franz Wohlfahrt den Kontakt zur Familie Lachmund, - deren Vorfahren damals versuchten, den Lagerinsassen ihr Los zu erleichtern. Leidenschaftslos berichtet Franz Wohlfahrt, dass sieben von 14 näheren Verwandten von den Nazis hingerichtet wurden, weil sie sich konsequent zur Lehre der Zeugen Jehovas bekannten. Sogar sein Vater, den der Erste Weltkrieg zum Invaliden gemacht hatte, wurde als Kriegsverweigerer enthauptet. |
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